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Stadium 4 - Vegetieren |
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Auszug aus: Innovativer Umgang mit Dementen. Strategien, Konzepte und Einrichtungen in Europa.
Hg. Von Marcello Cofone, Hans Sträßer, Demenzverein Saarlouis und der Leitstelle Älterwerden Saarlouis
Frau Wagner sitzt an einen Tisch im Aufenthaltsraum. Sie ist ganz in sich versunken. Sie bemerkt weder das Hin und Her der anderen BewohnerInnen, noch die Musik, noch daß ich mich ihr nähere.
Ganz vorsichtig, um sie nicht zu erschrecken, lege ich meinen Arm auf ihre Schultern und setze mich neben sie.
Guten Morgen, Frau Wagner.
Keine Reaktion. Ich lege eine Hand auf ihre Hand.
Es ist ein wunderschöner Tag, Frau Wagner, ich würde gern mit Ihnen spazierengehen. Das Wetter ist herrlich. Der Winter ist vorbei... " Winter ade... " beginne ich zu summen.
Langsam öffnet sie ihre Augen hebt ein wenig den Kopf. Ich streichele ihre Hand.
Sie sind doch immer gern in dem Stadtpark spazieren gegangen, nicht wahr.
Jetzt schaut sie zur Seite und als unsere Blicke sich treffen, lächelt sie. Ich reiche ihr meine Hand, mit der anderen streichle ich ihre Wange. Sie lächelt weiter und nickt mit den Kopf. Sie nimmt meine Hand und hält sie fest. Mir fällt das Gedicht ein ... " Frühling läßt sein blaues Band durch die Lüfte... "
Ihre Nicken hat sich dem Rhythmus des Gedichts angepaßt. Nach dem Gedicht frage ich sie, ob wir auch den Frühling wahrnehmen wollen. Sie löst ihre Hand, richtet sich ein bißchen auf. Als wir an einer Schwester vorbeifahren, winkt Frau Wagner ihr zu und lächelt.
Diese Beispiele skizzieren die praktischen Möglichkeiten und Dimensionen der Validation nach Feil. Sie machen deutlich, daß Kommunikation mit Menschen mit einer Demenz bewußt gestaltbar, und für beide Seiten würdevoll und angenehm sein kann und soll.
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