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Stadium 2 - Zeitverwirrtheit
 
Auszug aus: Innovativer Umgang mit Dementen. Strategien, Konzepte und Einrichtungen in Europa. Hg. Von Marcello Cofone, Hans Sträßer, Demenzverein Saarlouis und der Leitstelle Älterwerden Saarlouis


Auf die Station verirrt sich zum wiederholten Male eine Patientin einer anderen Station. Sie wurde bisher immer unter großem Protest wieder zurückgebracht.

V/A : Wen suchen sie ?

Fr.L.: Ich suche Hr. Köhler.

V/A : Sie suchen Hr. Köhler ?

Fr.L.: Ja, ich suche ihn immer.

V/A : Sie vermissen ihn sehr ?

Fr.L.: Ich fühle mich verlassen ohne ihn.

V/A : Wann haben sie Hr. Köhler das letzte Mal gesehen ?

Fr.L.: Als ich konfirmiert wurde.

V/A : Dann ist Hr. Köhler ihr Pfarrer gewesen ?

Fr.L.: Nein, er ist nicht mein Pfarrer. Er ist mein Seelsorger, er ist der Einzige, der sich um meine Seele sorgt, und er hat wunderschöne Augen.

V/A : Sie fühlen sich sicher, wo er ist ?

Fr.L.: Ich bin zu Hause, wo er ist.

V/A : Wo waren sie zu Hause, als sie konfirmiert wurden ?

Fr.L.: Das werden sie nicht kennen - in Eisenach.

V/A : In Eisenach !? Ich komme auch aus Thüringen.

(Sie blickt das erste Mal richtig in meine Augen. Wir stehen noch immer auf dem gleichen Fleck und Fr.L. muß zurückgebracht werden. Ich beginne das Rennsteiglied zu singen. Sie drückt meine Hand, Tränen steigen in ihre Augen, und sie singt mit. Mühelos gehen wir zurück auf ihre Station und kommen zu ihrem Zimmer).

V/A : Ich muß zurück auf meine Station.

Fr.L.: Sind sie Hr. Köhler ?

V/A : Sie fühlen sich sicher jetzt ?

Fr.L.: Ja, es ist alles gut auf einmal.

(Sie umarmt mich und geht auf ihr Bett zu).

Neben der Anwendung der schon genannten Techniken Wiederholen, W- Fragen, Erinnern, ist beim Stadium II der Zeitverwirrtheit, das Verbalisieren der spürbaren Gefühle beim Dementen wichtig. Man ist oft mit einem Schritt voll im Leben des Dementen. Dies kann und soll, wie hier geschehen, in ein passendes Lied oder Aktivität zum Höhepunkt und Abschluß münden. Durch das Eingehen auf die subjektive Realität der Person, konnte ihr von seiten der Pflegerin authentische Wertschätzung zuteil werden. Sie ist wieder orientiert, allerdings nicht geistig, sondern sie „fühlt“ sich orientiert. Sie verspürt Sicherheit, Zuwendung und Respekt von einem anderen Menschen. Das läßt sie entspannen.

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