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validierende Grundhaltung
 
Auszug aus: Innovativer Umgang mit Dementen. Strategien, Konzepte und Einrichtungen in Europa. Hg. Von Marcello Cofone, Hans Sträßer, Demenzverein Saarlouis und der Leitstelle Älterwerden Saarlouis

Die validierende Grundhaltung
Wie soll ich Demente grundsätzlich verstehen?


Fundament der Validation nach Feil ist die validierende Grundhaltung,die aus den Elementen
a) akzeptieren/nicht korrigieren,
b) Empathie,
c) und einem spezifischen Verständnis des Phänomens Demenz besteht.


a) Den Anderen dort abholen, wo er ist !

Die weitgehende Fruchtlosigkeit, dementes Verhalten ständig zu korrigieren, gar im Sinne des ROT konsequent auf unsere Realität hin beeinflussen zu wollen, ist schon vielen Praktikern auch ohne Validation aus der täglichen Praxis klar geworden. Die Akzeptanz, die hier gemeint ist, fordert radikal dazu auf, bei jedem Kontakt mit dem Dementen zunächst grundsätzlich von dem auszugehen, was er an Verhalten, Aussagen etc. anbietet. In der „verwirrten“ Welt von Dementen gibt es keine klare Kontinuität von Gedanken und Gefühlen mehr. Darauf muß ich mich systematisch einstellen. Die eigenen Gedanken und Meinungen sind erstmal zweitrangig.

b) In den Schuhen des Anderen gehen !

"Wir pflegen schon immer mit Empathie, da brauchen wir nicht noch Validation ... " , ein häufig gehörter Einwand in der Diskussion. Zweifellos gehört Empathie, die Fähigkeit des einfühlenden Verstehens und Umgangs zu den zentralen Eigenschaften einer humanen Pflege. Es heißt zwar scheinbar instrumentalistisch „Empathie einsetzen“, es geht aber um eine Beziehung aufbauen zwischen mir und Ihm. In der Betreuung Dementer ist das schwieriger, als bei Orientierten, wir müssen uns auf eine Welt einlassen, die häufig unvermittelt, verschlüsselt und in weiten Teilen unbekannt erscheint. Das erschreckt und verunsichert häufig die Pflegenden. Ohne den Aufbau einer Beziehung zu diesen Menschen ist keine tiefergehende Kommunikation möglich. Die Praxis zeigt aber, daß wir uns für einen Moment mit Energie und Konzentration ganz auf den dementen Anderen einlassen müssen, um ihn zu erreichen. Ohne die für den Dementen intensiv spürbare Botschaft : „Hallo, ich bin hier und akzeptiere und wertschätze Dich“, ohne unsere Präsenz und Energie läßt sich kaum eine gehaltvolle Kommunikation aufbauen. Ich muß also lernen, bildlich gesprochen, mich bewußt in die in Unordnung geratene Welt von Menschen mit einer Demenz hinein zu bewegen, aber auch wieder heraus. Die Validation zeigt, daß das zielgerichtet geht.


c) Demenz ist "eine Art Überlebensstrategie" (N. Feil)

Validation versteht das Phänomen Demenz auf der Basis des psychosozialen Modells, auch wenn dieser Begriff in den Büchern von N. Feil so nicht verwendet wird. Es geht dabei um das Ringen nach Selbstachtung, nach Erhalt eines positiven Selbstbildes auch im hohen Alter. Das erscheint für diese Menschen, so die Deutung der Validation, zunehmend schwierig, da im subjektiven Erleben zunehmend soziale und körperliche Verluste dominant werden. Außerdem spielt die Auseinandersetzung mit der eigenen Biographie vor dem Hintergrund des Todes eine wichtige Rolle. Eine psychische Integrität, d. h. eine bewußte, realistische Bejahung der eigenen Vergangenheit, der Gegenwart, und der Zukunft - der eigene Tod - gelingt nicht mehr. Die "Überlebensstrategie" besteht also in einem unbewußten Rückzug aus dieser nicht mehr lebbaren Realität. In dieser Richtung deutet die Validation den häufig und lange erkennbaren Rückzug in die Vergangenheit, die eigene Biographie. Dort und damals, bzw. in der symbolischen Verkennung heute realer Personen oder Räumlichkeiten im Kontext der eigenen Lebensgeschichte, können eher noch emotionale Grundbedürfnisse erfüllt werden, ist die Beschäftigung mit wichtigen Lebensereignissen möglich. Das sind die typischen Situationen und Aussagen : „ich möchte nach Hause“, oder „ich muß in die Arbeit“, der Pflegende wird verkannt als eine Person von früher etc. Dieser Rückzug ist nicht nur positiv gemeint, sondern schließt natürlich auch die gesamte Bandbreite negativer menschlicher Gefühle ein. Ganzheitlich gesehen, ist die andere Seite der Medaille genauso auch der zunehmende körperliche Abbau. Es ist natürlich keine „erfolgreiche“ Überlebensstrategie, aber das ist eine Depression z. B. auch nicht !

Die Sinnhaftigkeit dieses Verständnisses der inneren Welt von Dementen wird immer wieder bestätigt durch deren Aussagen oder Verhaltensweisen. Sie sind oft symbolisch verschlüsselt, aber manchmal auch mit einer frappierenden Direktheit und erstaunlichen emotionalen Intelligenz. Man muß versuchen, sie zu verstehen, indem systematisch Bezüge zu Gefühlen und Grundbedürfnissen hergestellt werden.

Eine Altenpflegerin hat demnächst Schicht - Ende und ist in Gedanken schon zu Hause. Sie denkt aber pflichtbewußt, diese letzten Minuten schenke ich noch einem Bewohner und setzt sich zur (dementen) Frau Meier. Jene wird freundlich begrüßt mit dem Angebot eines kurzen, freundlichen Gespräches. Frau Meier allerdings schaut die Pflegerin ablehnend an, und meint kurz angebunden : "Du bist doch gar nicht da !"

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